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12.04.2024
Fans

Die größte Konstante

Marcus lebt in Stuttgart, Bad Cannstatt. VfB-Hochburg. Doch die Liebe zur Eintracht hat er sich bewahrt, sogar an seinen Sohn weitergegeben. Das Auswärtsporträt aus dem Schwabenland.

Es ist 1981, der kleine Marcus sieht seinen Vater vor dem Fernseher sitzen. Aufgeregt, angespannt; dann: großer Jubel. Die Eintracht hat den DFB-Pokal gewonnen. Eine Erinnerung, die bleibt, seine erste Erinnerung an die Eintracht, sagt Marcus heute.

Und die Eintracht sollte sich durch sein Leben ziehen. In Erbach im Odenwald aufgewachsen, wo die Eintracht in den 1980ern noch keine große Rolle spielte. 1988 schaute Marcus das DFB-Pokalfinale allein vor einem Fernseher im Bierzelt, nur ein Kumpel sollte sich später dazusetzen. Aber die Begeisterung war für Marcus immer da. Erste Dauerkarte in den 1990ern, selbst während seines Studiums in Mannheim und Fulda fuhr er regelmäßig ins Stadion.

Erinnerungen, die bleiben

Es gibt so viele Eintracht-Momente, die für immer Teil von Marcus Leben bleiben werden. 1998 zum Beispiel: Marcus und ein Kumpel versprechen sich und der Eintracht Mitglieder zu werden, sollten die Adlerträger den Klassenerhalt schaffen. Gegen Kaiserslautern ist Marcus im Stadion, der Rest ist Geschichte. Ein Ohr am Radio, zwei Augen auf dem Feld. Bis zum Platzsturm, bis zur Ekstase. Zwei Jahre später lösen beide ihr Versprechen ein.

Und dann gibt es noch das Heute: Marcus lebt seit 2011 in Stuttgart. Sein Sohn Jakob kommt dort zur Welt, ist heute 12. Die Kolleg:innen von Marcus spaßen, dass sein Sohn VfB Stuttgart-Fan werden würde. Marcus hält dagegen und bekommt Recht: Jakob wird von Jahr zu Jahr immer mehr glühender Eintracht-Anhänger. Seit dieser Saison fahren sie zusammen zu den Heimspielen nach Frankfurt.

Die Verantwortung, die wir tragen

Marcus interessiert sich für Historie beziehungsweise Geschichten. Es fasziniert ihn, als er erfährt, dass sein Vater in den 1960ern bereits zu Auswärtsspielen der Eintracht fährt. Dass Marcus jetzt mit seinem Sohn unterwegs ist, reiht sich in die Familienhistorie ein.

Doch es gibt da auch andere Geschichten rund um Eintracht Frankfurt, die Marcus faszinieren. Die „Juddebube“, wie die Eintracht-Mannschaft in den 1920ern gerufen wurden, weil viele ihrer Spieler bei der Schuhfabrik „J. & C.A. Schneider“ beschäftigt waren. Ein Unternehmen mit jüdischem Inhaber. Die Eintracht war der „Judenclub“. Auch ein Grund, warum das NS-Regime ab 1933 die Funktionäre systematisch umbesetzen ließ. Unter anderer Führung wurden die jüdischen Spieler aus der Mannschaft entfernt, auch die Eintracht half mit bei den Umstellungen des Dritten Reichs.

Eine von vielen Geschichten aus dem Eintracht-Kosmos. Umso froher war Marcus, als er mit seinem Sohn im Eintracht Frankfurt-Museum stand und Jakob sich für die Historie der Eintracht interessierte. Klar, weniger das Politische, aber die Anknüpfungspunkte zur Vergangenheit existierten, das Interesse ist da.

Die Geschichte wird fortgesetzt

Natürlich wünscht sich Marcus, dass auch sein Sohn der Eintracht treu bleibt. Dass dieser eventuell auch auf sein Leben irgendwann einmal zurückschaut und sich an die Momente im Stadion mit seinem Vater erinnert. So wie Marcus an seinen Vater vor dem Fernseher zurückdenkt.

Zum Beispiel an dieses Wochenende: Auswärtsspiel direkt vor der Tür. Gerade einmal 15 Minuten Fußweg, Marcus wohnt in Cannstatt, wo der VfB Stuttgart regiert. Marcus versucht dagegen zu halten: Mit seinen fast zwei Metern Größe kommt er an Stellen, an die viele eben nicht kommen. Es bleiben also manchmal nicht nur Erinnerungen, sondern auch Eintracht-Sticker kleben.