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30.12.2023
Fanabteilung

Stadionatmosphäre der besonderen Art

Nicht erst seit der Champions League-Teilnahme erobern die Eintracht Frauen die Herzen im Sturm. Bei ihren Heimspielen begeistern sie durchschnittlich 4940 Fans. Ein Spieltag aus der Zuschauerperspektive.

Freitagabend, irgendwo in Frankfurt. Ein Frösteln geht durch die in Schwarz und Weiß gekleideten Menschengruppen, die trotz ungemütlichem Herbstwetter beschwingten Schrittes den Rödelheimer Parkweg entlangeilen. Nach ein paar Metern öffnen sich die Büsche auf der rechten Seite und geben den Blick auf ihr Ziel frei: Das Stadion am Brentanobad, Heimstätte der Frauen von Eintracht Frankfurt und heute Schauplatz des Liga-Showdowns gegen Bayer 04 Leverkusen.

Im Hinterkopf mancher Fans passiert die Erinnerung an den letzten Heimsieg über die Werkself heimlich die Einlasskontrollen. Beim Gedanken an den Moment, in dem Sekunden vor Abpfiff plötzlich Laras Prasnikars perfekt platzierter Freistoß im Netz zappelte, weicht auch die Kälte ein wenig zurück. Und die Vorfreude steigt.  

Frankfurter Rundumversorgung

Einen am Eingang in die Hand gedrückt bekommenen Spieltagsflyer später geht es in Richtung Stehblock – aber nicht, ohne vorher einen Blick auf das Angebot des Fanmobils zu werfen. Aktuell lässt der Balkenschal in Eintracht-Farben die Fanherzen am höchsten schlagen, weiß Melanie. Seit etwa einem Jahr begleitet sie als Aushilfe Spieltage von Frauen, Männern und Nachwuchsspielern und erlebt dabei stets einen offenen und freundlichen Umgang. „Ich bin gern bei den Frauenspielen“, sagt sie. „Die der Männer haben eine ganz andere Dimension, aber hier ist es genauso spannend.“ Dank des Standorts wenige Meter hinter den Stehplätzen kann die Verkaufsstelle auch während des Spiels geöffnet bleiben. Und Melanie und ihre Kolleg:innen haben beste Sicht auf die Ereignisse auf dem Feld.

Die Kraft der Identifikation

Dort erwischt Leverkusen den besseren Start. Ein schneller Antritt über rechts, ein Schuss auf Höhe der Strafraumgrenze, dann ist es passiert: Die Eintracht liegt im eigenen Wohnzimmer zurück. Auf den Rängen macht sich Unmut der speziellen Art breit: „Die Skinnes Hansen bringt mir nicht mal Kickbase-Punkte“, raunt eine Zuschauerin ihren Begleiterinnen zu.

Die Fans antworten dem Rückstand mit Gesängen – und Nicole Anyomi mit einem Traumtor. Nicht mal 180 Sekunden dauert es, bis sie vier ihrer Gegnerinnen im Strafraum zum Tanz bittet. Ihre Einlage vergoldet sie mit einem unhaltbaren Abschluss ins obere rechte Eck. Und fällt anschließend ihren Kolleginnen erleichtert in die Arme.

Von der jubelnden Menge trennen sie dabei nur wenige Meter. Denn Innenraum und Tribünen liegen nah beieinander – vielleicht wird das Stadion von eingefleischten Fans deshalb liebevoll „Brenni“ genannt. Für Tabea, Rebecca, Aurelia und Kerstin ist die Nähe zum Geschehen der Grund, warum sie die Frauen lieber hier als im Deutsche-Bank-Park unterstützen. „Die Atmosphäre ist viel persönlicher“, erklärt Tabea, die zusammen mit Rebecca schon zu FFC-Zeiten hinter dem Zaun stand. „Dadurch identifiziert man sich stärker mit dem Sport und dem Team.“

Entscheidend ist neben dem Platz

Apropos Team. Auf dem Feld sind Anyomi und Co. in Führung gegangen. Wärmender Glühwein in klammen Händen, Fangesänge und Fachsimpeln über Neues aus dem Fußballkosmos begleiten den weiteren Spielverlauf. Bis sich kurz vor Abpfiff eine jähe Stille über die Ränge legt. Denn Leverkusen kommt zum späten Ausgleich und stibitzt der Eintracht zwei so wichtige Zähler. Nicht einmal die Kickbase-Punkte, die Estrella Merino Gonzalez mit ihrem Treffer sammelt, können über diesen Verlust hinwegtrösten.

Dennoch sind nach Spielende zwei strahlende Gesichter am Spielfeldrand zu sehen.  Sie gehören Frida und Ida, zwei bei der SG Bornheim kickenden Freundinnen. Die beiden sind heute zum ersten Mal im Stadion am Brentanobad gewesen. Überglücklich beugen sie sich über das Display ihres Handys und betrachten das Foto, dass sie vor wenigen Sekunden mit Abwehrspielerin Nadine Riesen gemacht haben. „Wir konnten kurz mit ihr sprechen, sie war sehr nett“, sagt Frida, und Ida ergänzt: „Auch das Spiel hat uns richtig gut gefallen.“ Ein Leuchten erfüllt die Augen der beiden Freundinnen bei diesen Sätzen. Dass sie wiederkommen werden, steht außer Frage.