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15.09.2021
Fans

Europa zeigen, dass wir Eintracht Frankfurt sind

Etienne Gardé schreibt in seiner Gastkolumne über seine persönlichen Europacuperfahrungen und erklärt den ganz besonderen Glanz, den die Europa League in Frankfurt versprüht.

Ich erinnere mich noch sehr gut an mein erstes internationales Erlebnis mit Eintracht Frankfurt.

Ich war gerade mal 15 Jahre alt und saß direkt neben dem berühmt-berüchtigten G-Block, als die Eintracht gegen Salzburg im Elfmeterschießen ausschied. Damals war alles noch ein bisschen anders. Der Deutsche Bank Park hieß Waldstadion, die Europa League hieß UEFA-Cup und Salzburg hatte schon damals ein Faible für merkwürdige Sponsoren und hieß SV Casino Salzburg. Ich sah Spieler wie Uwe Bein, Andi Möller und Anthony Yeboah auf dem Platz. Das Tor hütete Uli Stein und an der Seitenlinie versuchte Klaus Toppmöller, auf das Spiel einzuwirken.

Knapp ein Jahr später die nächste Chance, gegen keinen geringeren als „Die alte Dame“ Juventus Turin. Die Mannschaft hatte sich massiv verändert. Trainer war ein gewisser Jupp Heynckes und die Zehn trug nicht mehr Uwe Bein, sondern ein gewisser Ralf Falkenmayer. Auch Spieler wie Yeboah und Gaudino waren, aus Gründen, nicht mehr im Kader.

Die Eintracht zog sich mit einem 1:1 eigentlich achtsam aus der Affäre, konnte aber im Rückspiel gegen Spieler wie Roberto Baggio, Didier Dechamps oder Alessandro Del Piero am Ende nichts ausrichten und schied wieder im Viertelfinale mit 0:3 aus.

Als Fan gibt es kaum etwas, das einen stolzer macht als internationale Auftritte. Jeder soll sehen, zu welchem Verein wir stehen.

Etienne Gardé

Es sollte für lange Zeit das letzte Spiel von internationalem Glanz sein. Das wusste man damals natürlich nicht. Es folgten die vielleicht schwersten Jahre der Vereinsgeschichte mit drei Abstiegen und insgesamt fünf Jahren in der zweiten Liga. Erst unter der Ägide von Heribert Bruchhagen und Trainer Friedhelm Funkel durfte die Eintracht wieder in den Genuss des europäischen Wettbewerbs kommen. Über Umwege, die Eintracht verlor das DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern, sicherte man sich zwölf Jahre nach dem letzten internationalen Auftritt ein Ticket für den UEFA-Cup und zog sogar in die Gruppenphase ein.

Nach drei Unentschieden und einer Niederlage musste man sich aber auch schon wieder verabschieden. Es folgte ein erneuter Abstieg. Der bis dato letzte und vielleicht unnötigste von allen.

Trainer Armin Veh

Armin Veh führte die Eintracht zurück ins Oberhaus und direkt in die neu gegründete Europa League. Zwar lagen dieses Mal nur knapp sechs Jahre zwischen den internationalen Auftritten der Eintracht, aber es herrschte Euphorie unter den Fans. Diese Teilnahme an der Europa League war durch einen sechsten Platz und eine Qualifikationsrunde erarbeitet und verdient. 12.000 mitgereiste Fans schlugen in Bordeaux beim Auswärtsspiel auf und rührten den damaligen Trainer zu Tränen.

Auch wenn die Eintracht damals unglücklich gegen Porto ausschied, waren es besondere Abende und Auftritte, die man in der von manchen eher belächelten Europa League selten sah.

Unvergessene Auswärtsreise: Das damalige UEFA-Cup-Spiel gegen Girondins Bordeaux.

Ich denke, es ist wichtig diese Geschichte zu kennen, um zu verstehen warum für Eintracht-Fans Europaabende etwas ganz Besonderes sind. Man muss die Eintracht kennen, den Schmerz, die Leidenschaft und das Verlangen des Klubs und seiner Fans verstehen, wenn man das nachvollziehen möchte. Seit dem Aufstieg unter Veh ist die Eintracht nicht mehr abgestiegen. Langsam, aber stetig hat sich der Verein trotz Rückschlägen immer weiter entwickelt und konnte seinen Fans weitere Europapokalabende bescheren.

Als Fan gibt es kaum etwas, das einen stolzer macht als internationale Auftritte. Jeder soll sehen, zu welchem Verein wir stehen. Es geht hier nicht in erster Linie um Pokale, Geld oder sportlichen Erfolg. Das ist aus Fansicht natürlich toll und niemand wird sich dagegen wehren. Aber es geht vor allem auch darum, Europa zu zeigen, dass wir Eintracht Frankfurt sind. Dass wir immer zurückkommen. Dass unser Wappen, unsere Lieder, unsere Flaggen und Farben in europäischen Stadien zu hören und zu sehen sind. Dass wir aus dem Herzen Europas kommen!

Etienne Gardé in der Saison 2019/20 bei einem Europa-League-Spiel seiner Eintracht.

Wer die Geschichte der Eintracht kennt, weiß, dass diesem Verein nichts geschenkt wurde. Jeder Auftritt auf internationalem Parkett ist das Ergebnis harter Arbeit und guter Entscheidungen. Es ist keine Selbstverständlichkeit für einen Verein, der in den vergangenen 25 Jahren vier Mal abgestiegen ist. Es sind besondere Abende, für Spieler, Funktionäre und Fans. Nichts ist schöner, als mit Freunden und Familien in andere europäische Länder zu reisen und seinen Verein zu unterstützen. Wir freuen uns auf tolle Abende in Griechenland, Belgien und der Türkei. Und hoffentlich kommen noch weitere dazu.

Und da ist es dann auch egal, ob Rom, Mailand oder London, Moskau, Wien oder Athen...

Zur Person

Etienne Gardé ist den meisten als einer der Mitbegründer der Rocket Beans Entertainment GmbH sowie als Host beim gleichnamigen Sender Rocket Beans TV bekannt. Der 42-jährige geborene Frankfurter ist seit Kindesbeinen an Eintracht-Fan, was er unter anderem auch häufig auf seinem Twitter-Kanal kundtut, auf dem er sehr aktiv ist: