Bunt ist sie, die Eintrachtwelt, voller Geschichten und Erlebnisse – nicht nur auf dem Platz, sondern vor allem auch abseits des Spielfelds. Getragen werden diese Geschichten durch die Mitglieder und Fans der Eintracht. Eine davon ist Käthe Jopek.Käthe ist immer unterwegs, wenn die Eintracht spielt. Vergangene Saison hat sie alle Spiele gesehen – und das in einem Alter, in dem es die allermeisten ruhiger angehen lassen. „Selbstverständlich war ich auch beim Pokalfinale“, erzählt sie lachend. Und: „Natürlich habe ich auch eine Dauerkarte für den Riederwald“. Wenn die Eintracht nicht spielt, dann ist sie beim Basketball, bei den Skyliners, und wenn dann noch die Löwen Eishockey spielen, ist sie auch vor Ort. Aber die Reihenfolge ist klar: Erst kommt die Eintracht. Und dies schon ziemlich lange.Ein Arbeitskollege wollte sie 1974 mit nach Offenbach nehmen, um Käthe, die zuvor auf dem Sportplatz beim SV Kriftel zuhause war, die große Fußballwelt näher zu bringen. Aber ein anderer grätschte dazwischen – und nahm sie mit zur Eintracht. Seither ist sie regelmäßig dabei, auch wenn die Eintracht auswärts oder gar international spielt. In den ersten Jahren fuhr sie mit einem Fanclub aus Bad Soden, doch da ihr das Treiben teils zu wild wurde, sattelte sie auf den PKW um. Meist mit ihrem späteren Mann Gerold, der jedoch oftmals an den Wochenenden als Busfahrer arbeiten musste, was Käthe jedoch nicht daran hinderte, auch alleine auf Tour zu gehen.Ob Aberdeen, Coleraine, Atlético Madrid, Istanbul oder Turin, Käthe war überall dabei – und hat natürlich jede Menge Geschichten auf Lager. Einmal ist sie sogar mit Chauffeur und allem pipapo ins Stadion gefahren worden – damals, bei Atlético. Seinerzeit war die Anzahl der mitreisenden Fans ja noch überschaubar. Käthe hatte sich am Spieltag auf eine Stadtführung begeben und als sie ins Hotel zurückkehrte, stand der Bus, der die Fans ins Stadion bringen sollte, schon bereit. Doch ihr Ticket lag noch im Zimmer. Kaum hatte sie es sich besorgt, war der Bus abgefahren. Nun war guter Rat teuer – doch der damalige Eintracht-Präsident, Achaz von Thümen, hatte das Malheur mitbekommen und wusste Rat. „Machen Sie sich keine Sorgen, Sie fahren mit uns“. Ein Mercedes 600 samt Chauffeur wartete schon und Käthe stieg mit dem Präsidenten ein. Im Wagen saß noch ein anderer Mann, der sie freundlich begrüßte. Am Stadion angekommen stellte sich heraus, dass sie mit dem legendären Präsidenten von Atlético Madrid, Jesús Gil y Gil ins Stadion gefahren war. Da hatten die anderen Fans nicht schlecht gestaunt. Selbstverständlich durfte Käthe auch nach dem Spiel wieder mit dem Chauffeur zurückfahren. Anschließend wurde mit der Mannschaft noch gefeiert – bei den heutigen Verhältnissen undenkbar.In Schottland machte sie sich auf die Suche nach Nessie, dem Ungeheuer von Loch Ness, welches sich aber just an diesem Tag nicht blicken ließ und in Istanbul wurde ihr mit anderen Frauen der Zutritt zum Stadion verweigert – doch gemeinsam mit anderen Eintrachtlern hatte sie es dann doch noch auf ihren Platz geschafft. Überhaupt war es in früheren Zeiten nicht immer einfach, als Frau zum Fußball zu gehen. „Da gab es schon den ein oder anderen Spruch oder ich wurde mal angerempelt“, erinnert sie sich. „Aber man war damals näher an der Mannschaft dran“.Käthe, die ihr ganzes Leben in Kriftel verbracht hat – nur ein paar Schritte vom einstigen Schiedsrichter Lutz Wagner entfernt, war auch bis zur Abmeldung der Amateure regelmäßiger Gast am Riederwald. Schwierig wurde es, als ihr Mann erkrankte und auf den Rollstuhl angewiesen war – doch trotz des Handicaps, ging es auch weiterhin auf Reisen, bis der Tag kam und es einfach nicht mehr machbar war. Käthe pflegte ihren Gerold, bis er im Dezember 2014 verstarb.Seither ist sie wieder, wie zu Beginn ihrer Fankarriere, bei Auswärtsspielen mit dem Bus unterwegs. Seit 1976 ist Käthe Mitglied bei der Eintracht, man kennt sie hier und so fährt sie regelmäßig mit dem Bus der Fan- und Förderabteilung. „Ich brauche mich gar nicht anzumelden, die Eintracht ruft mich jedes Mal an“, lacht sie, die weder Handy noch E-Mail ihr eigen nennt, mit einem Glas Apfelwein in der Hand. Und so soll es auch noch lange bleiben.Text: Axel Hoffmann
21.06.2019