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01.12.2023
Fans-Archiv

Gefühlsausbrüche komprimiert

Mathias erlebt die Spiele der Eintracht seit über 20 Jahren aus der Ferne. Zunächst aus Berlin, heute aus Augsburg. Was Stadienbesuche im Winter mit Strandurlaub zu tun haben, erzählt Mathias im Portrait.

Es ist 1994. Im Kino Traumstern in Lich, Nähe Gießen steht der 13-jährige Mathias Schifferings und erlebt einen Kindheitstraum. Denn heute wird nicht nur der franzöisch-guinessische Film “Bando und der goldene Fußball” gezeigt, nein, auch JJ Okocha und Anthony Yeboah sind vor Ort. Die Stars der Eintracht mal ganz nah, Mathias holt sich Autogramme ab. Diese sind heute leider verschollen, es existieren auch keine Fotos. Ein Highlight seiner Kindheit, so beschreibt es Mathias, eingefangen nur in seinen Erinnerungen.

Allgemein hat Mathias einen besonderen Bezug zur Eintracht: in den 90ern steht er bei vielen Spielen im Waldstadion. Damals ist es sein Vater, eigentlich ein 1. FC Kaiserslautern-Fan, der ihm zeigt, wie besonders Stadionbesuche sind. 1998 holt sich Mathias eine Dauerkarte, erlebt den Klassenerhalt live im Stadion. 5:1-Sieg und ausgerechnet gegen Kaiserslautern. Nur ein Jahr später  gibt Mathias die Karte dann weiter, für ihn geht es zum Studium nach Berlin.

Schmerzhafte Spiele

Aber der Umzug und das Studium hält ihn nicht davon ab, die Spiele der Eintracht mitzuverfolgen. In der Eintracht-Fankneipe “Zur Glühlampe” warden die Spiele auf dem TV gezeigt.. Und wenn die Frankfurter ansatzweise in der Nähe spielen, fährt er mit einer ganzen Truppe mit. Nach Hamburg, Wolfsburg, Bremen geht es einigermaßen schnell. Wenn die Eintracht gegen Hertha spielt, gehts selbstverständlich ins Stadion.

Aber er erlebt nicht nur Highlight-Momente. Die Auswärtsspiele in Berlin - eigentlich ja Heimspiel für Mathias - hat er vor allem als regnerisch und verlustreich in Erinnerung. Das 6:1 in der Saison 2013/2014 bildet dabei den traurigen Höhepunkt. Aber egal, immer weiter, die Kälte lässt sich irgendwie weg singen! Denn für Mathias geht es bei Stadienbesuchen um das Gemeinschaftliche. Auch ein Grund, warum er bis heute die Spiele der Eintracht entweder in der Sportsbar oder über das Radio verfolgt.

Augsburger Freundlichkeit

Heute lebt Mathias in Augsburg. Als Familienvater kommt er nicht mehr ganz so häufig dazu, zu Auswärtsspielen zu fahren. Und als Lehrer kann er auch nicht einfach so die Eintracht international begleiten. Als Frankfurt-Fan erhält Mathias in Augsburg Sympathiepunkte: insbesondere die internationalen Erfolge, aber auch die Fankultur wird positiv aufgenommen. Das war in Berliner Zeiten noch ganz anders: da wusste Mathias, dass nach einer Niederlage der Eintracht gegen die Hertha BSC auch immer hämische Sprüche von Kolleg:innen und Schüler:innen erfolgen werden.

Über 30 Jahre Eintracht Frankfurt - in dieser Zeit hat sich Mathias Leben so einige Male verändert. Doch eins bleibt: die Vorfreude aufs Spiel. Und das magische Gefühl, in ein Stadion zu treten, den grünen Rasen unter sich zu sehen. Das fühlt sich für Mathias so an, als würde er im Sommerurlaub das erste Mal auf das Meer zu laufen. Denn im Stadion und bei Eintracht-Spielen erlebt Mathias etwas, was es sonst nirgendwo gibt: komprimierte Gefühlsausbrüche. “Wo sonst freust Du Dich so schlagartig, so viel und mit so vielen anderen zusammen?” fragt er rhetorisch und die Vorfreude auf den Anpfiff ist in seiner Stimme zu hören.