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11.01.2022
Fans

Grenzenlose Leidenschaft

Dass Fanliebe kein Alter kennt, beweist Reinhild Siebert jeden Tag. Seit Jahrzehnten war die 85-Jährige das erste Mal wieder im Deutsche Bank Park.

„Wenn der Polizeichor anfängt zu singen, ist das schon etwas Besonderes“, erzählt Reinhild Siebert. Beim Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin bekam sie nun endlich die Gelegenheit, den Klassiker „im Herzen von Europa“ selbst im Stadion mitzusingen. Das erste Mal seit Jahrzehnten war die 85-Jährige am 8. Spieltag dieser Saison gemeinsam mit ihrer Tochter Claudia Siebert wieder im Stadion – und möchte diese Erfahrung baldmöglichst wiederholen. „Ich war total begeistert“, berichtet sie strahlend. Nur am Ergebnis habe es bei der 1:2 Niederlage gehapert. „Wenigstens konnten wir einmal die Tormusik im Stadion hören“

Eintrachtlerin durch und durch

Dass die Sieberts eingefleischte Eintracht-Fans sind, wird bereits nach kurzer Zeit ersichtlich. „Sie weiß alles über die Eintracht“, erzählt Claudia über ihre Mutter. „Über unsere Spieler, unsere Gegner, wer gerade gut ist und wer nicht.“ Gemeinsam verfolgen die beiden jedes Spiel der Adlerträger. „Mit der Zeit musste ich immer mehr Fernsehprogramme abonnieren“, lacht Claudia. Über die Jahre haben sich bei ihr und ihrer Mutter zudem einige Spieltagsrituale entwickelt, wie die beiden erzählen. Nicht nur, dass ein großes Plakat von Eintracht-Maskottchen Attila im Wohnzimmer seinen Platz gefunden hat, auch Eintracht Schal, Äppler und die passenden Gläser dürfen bei Spielen der SGE nicht fehlen.

Die Leidenschaft für die Diva begleitet die Familie schon seit vielen Jahrzehnten. Reinhild verbindet mit ihr allerdings eine ganz besondere Geschichte. Denn sie verfolgt die Adlerträger nicht nur intensiv, die Eintracht war ihr auch eine Stütze, als sie um ihren verstorbenen Ehemann trauerte. „Der Fußball war das Einzige, das mich ablenken und auf andere Gedanken bringen konnte“, berichtet die heute 85-Jährige. 64 Jahre waren Reinhild und ihr Mann verheiratet, die letzten anderthalb Jahre pflegte sie ihn zuhause. Auch damals schauten sie gemeinsam jedes Spiel der Eintracht.

Wiederholung gewünscht

Mit ihrem Mann besuchte Reinhild in den 1970er Jahren zum ersten Mal das Stadion im Stadtwald – machte damals aber weniger gute Erfahrungen als bei ihrem letzten Besuch. „Ich kam frisch vom Friseur“, erinnert sie sich. Da es regnete und sie ihre Haare schützen wollte, spannte sie einen Schirm auf, was den anderen Fans im Block nicht zu gefallen schien. „Die haben mich mit Erde beworfen“, lacht sie. Die Fanliebe zur Eintracht trübte diese Erfahrung aber nicht und hielt Reinhild auch nicht von weiteren Stadionbesuchen ab. „Heute ist die Atmosphäre ganz anders“, erzählt sie. Sie habe sich im Stadion wohl und sicher gefühlt, auch auf dem Weg durch den Stadtwald. „Wir sind mit den anderen Fans im Pulk mitgelaufen“, berichtet sie und fügt lachend an: „Alle haben uns überholt.“

Sobald es wieder möglich ist, wollen Mutter und Tochter wieder ins Stadion gehen, am liebsten zu einem Europapokalspiel. Aber ganz gleich ob im Stadion oder vor dem Fernseher – klar ist, dass die Eintracht mit den Sieberts treue Fans an ihrer Seite hat, deren Leidenschaft durch nichts getrübt werden kann.