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22.07.2022
Erleben

Herzensangelegenheit mit großer Verantwortung

Philip Holzer, Aufsichtsratsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Fußball AG, ist zu Gast in der brandneuen Folge des Podcast „Eintracht vom Main“.

Seit Juli 2020 ist Philip Holzer Aufsichtsratsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Dem Gremium selbst gehört er selbst seit über zwölf Jahren an. Dass Holzer den Adler aber weit länger in der Brust trägt, wird in der neuen Podcast-Folge mehr als deutlich. Im Austausch mit Museumsleiter Matthias Thoma beginnt Holzer ganz vorne – in seiner Kindheit. Die ersten Lebensjahre verbringt er in München, nahe der Isar und unterhalb der Berge. Damals ist er traurig, als er erfährt, dass er umziehen muss, einigt sich mit seinem Vater aber auf den Kompromiss, in einem Fußballverein spielen zu dürfen, wenn er mit nach Frankfurt kommen würde. Wohnhaft in Bad Homburg, kommt Holzer in der Jugend des hiesigen Fußballvereins mit dem runden Leder in Kontakt, wo er einige Jahre später sein erstes Spiel für die A-Mannschaft bestreitet – ein Tag vor seiner schriftlichen Abiturprüfung.

„Da hatte ich eigentlich keine Nerven für. Es war ein Spitzenspiel in Egelsbach, unser damaliger überragender Tormann flog nach drei Minuten aufgrund einer brutalen Tätlichkeit vom Platz, dann hieß es: ‚Holzer, du musst jetzt ins Tor.‘ Die Headline in der Frankfurter Rundschau lautete damals: ‚Holzer flog an allen hohen Bällen vorbei, aber auf der Linie überragend‘. Wir spielten 0:0, am nächsten Tag habe ich mein Abitur gemacht.“

Philip Holzer findet an den Frankfurter Heimspieltagen als Aufsichtsratsvorsitzender genauso Gefallen wie als junger Fan.

Durch seinen Vater, der beruflich als Journalist tätig war und ihn mehrmals zur Sportredaktion mitnahm, kommt Holzer mit der Eintracht in Kontakt. Sein erstes Spiel verfolgt er als Zehnjähriger von der Pressetribüne aus. Das Stadion verlässt er nach einem historischen 6:0 gegen den FC Bayern München als Fan. Noch heute erinnert er sich an die Torschützen der Partie sowie die direkt verwandelte Ecke zum Endstand durch Bernd Nickel, die den jungen Philip total fasziniert.

Des Weiteren spricht Holzer über seine Zeit in New York, seine Anfänge als Berufstätiger in London, und berichtet von seinem Job als Banking Investor bei Goldman Sachs, den er 22 Jahre lang ausübte. Um diese Zeit zu veranschaulichen, bemüht Holzer, ganz der Adlerträger, einen Vergleich zur Eintracht-Historie und den 602 Bundesligaspielen von Karl-Heinz Körbel. „Das hat eine enorme Intensität gehabt, ich glaube ich hatte 1000 Flüge zwischen London und Frankfurt.“

Wir besaßen zwei Millionen Euro für neue Spieler. Da sagte der Fredi zu mir: „Pro Spieler?“ Und ich sagte: „Nein Fredi, für alles.“

Philip Holzer, Aufsichtsratsvorsitzender Eintracht Frankfurt Fußball AG

Holzer erklärt ebenso, wie sich der Aufsichtsrat zusammensetzt, spricht über dessen Arbeit und Ziele sowie Herausforderungen in der Vergangenheit. Er blickt zurück auf den Abstieg in der Saison 2010/11, die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg 2015/16 oder die finanzielle Situation vor sechs Jahren. „Dann kam Fredi Bobic und ich hatte die wunderbare Aufgabe, ihm mitzuteilen, wie viel Geld wir eigentlich zum Investieren hatten. Wir besaßen zwei Millionen Euro für neue Spieler. Da sagte der Fredi zu mir: ‚Pro Spieler?‘ Und ich sagte: ‚Nein Fredi, für alles.‘“

Außerdem schildert der 56-Jährige seine legendärsten Spiele. Als jüngste Beispiele in der UEFA Europa League das Viertelfinalrückspiel gegen den FC Barcelona im Camp Nou oder das Finale in Sevilla. An dem Punkt offenbart er, weshalb ausgerechnet Körbel die Überzeugung reifen ließ, dass die Adler das Duell gegen die Rangers gewinnen würden: „Ich hatte in Sevilla das Gefühl, dass wir das Spiel diesmal nicht verlieren können. Vor allem in dem Moment, als ein Ball vom Spielfeld bis nach oben zu uns auf die Tribüne geschossen wurde, den ausgerechnet Charly Körbel gefangen hat.“ Auch das außergewöhnliche Interview auf dem Autokorso, bei dem Holzer den hr-Reporter Markus Philipp festhalten musste, „damit er nicht vom Wagen rutschte“, kommt zur Sprache.

Philip Holzer genießt in der Nacht auf den 19. Mai an der Seite von Axel Hellmann, Oliver Frankenbach, Markus Krösche und Peter Fischer den Europa-League-Triumph in Sevilla (v.l.).

Nicht zuletzt blickt der Tausendsassa gerne über den Tellerrand hinaus und betrachtet seinen Verantwortungsbereich nicht allein unter sportlich-wirtschaftlichen Gesichtspunkten: „Der Fußball kann Botschaften senden, die wichtig sind. Haltung zeigen, weil wir Zugriff haben, wo die Politiker Zugriff verloren haben. Das muss jedem klar sein, der eine Verantwortung übernimmt.“

Wer außerdem mehr über die vierwöchige WM-Reise 2014 von Philip Holzer, dessen durch die Familie geprägtes Werteverständnis und die Vorbildfunktion seines Vaters erfahren möchte, kommt an der 41. Folge von „Eintracht vom Main“ nicht vorbei.

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Folge 41: Philip Holzer