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07.05.2025
Erleben

„Manchmal reicht es, gesehen zu werden“

Pirmin Schwegler ist zurück in Frankfurt. Das erste große Interview mit dem neuen Leiter Profifußball bei „Eintracht vom Main“: zwischen Kraftraumwetten und Kabinengefühlen.

„Es fühlt sich gut an, wieder hier zu sein“, startet Pirmin Schwegler in das Vodcast-Interview. Nach ersten operativen Stationen bei Bayern München und der TSG Hoffenheim hat der einstige Frankfurter Kapitän zum 1. Januar den Posten als Leiter Profifußball bei der Eintracht angetreten. Jene Station und Stadt, die den 38-Jährigen am meisten geprägt haben, wie er rückblickend erklärt: „Als ich 2009 kam, war der Ruf, sagen wir mal nicht der Beste: Aber mich hat’s nie wieder losgelassen.“

In seinem neuen Amt rückt Schwegler nah an die Mannschaft – als Vermittler und Verbindungsmann im Hintergrund. „Mein Alltag sieht nie so aus wie geplant“, schildert der einstige Mittelfeldstratege. Zwischen Meetings, Spielergesprächen und dem ganz normalen Bundesligawahnsinn bleibt kaum Zeit zum Durchatmen – und genau das liebt er: „Ich bekomme Energie, wenn ich merke, dass die Gruppe funktioniert.“

Einfühlungsvermögen statt Egotrip – das zieht sich wie ein roter Faden durch das Gespräch mit Jan Martin Strasheim, Direktor Kommunikation und Marke. „Ich bin bei sechs Klimmzügen, er holt auf…“, plaudert Schwegler aus dem Nähkästchen, als er vom Austausch mit dem derzeit verletzten Ebu Bekir Is berichtet. Ob jung oder alt, für Schwegler steht die Wertschätzung an erster Stelle: „Manchmal reicht es, gesehen zu werden.“

Auch über seine erste Rückrunde im Amt spricht er ehrlich: „Es war ein Spagat zwischen Kennenlernen und gleich voll reingehen.“ Mit einem Schmunzeln blickt er auf seine eigene Karriere zurück: Rippenbruch, Nasenbeinbruch, trotzdem durchgespielt. „Heute würde ich kein Go mehr bekommen.“

Der Verein hat sich verändert, vergrößert, professionalisiert. Statt kleiner Staff-Runde sind heute rund 70 Menschen um die Mannschaft aktiv. Der Schweizer fasst zusammen: „Busfahrer, Zeugwart, medizinisches Team – jeder hat seinen Anteil.“ Ein Netzwerk, das funktioniert. Auch dann, wenn es um knifflige Entscheidungen wie eine bewusste Vorsichtsmaßnahme bei Rasmus Kristensen gegen Leipzig geht: „Früher hätten wir ihn spielen lassen. Heute schauen wir genauer hin – und gewinnen trotzdem.“

Zudem rücken die Talente stärker in den Fokus. Das Nachwuchsleistungszentrum sei „auf einem richtig guten Weg“, unterstreicht Schwegler. Eigengewächse erhalten neben Einsatzminuten vor allem bedingungslose Unterstützung: „Wir wollen Durchlässigkeit schaffen und begleiten, selbst wenn es Rückschläge gibt.“ Als Vergleichswert zieht Schwegler Hoffenheim, wo er zuvor in ähnlicher Funktion tätig war, heran. Die Kraichgauer haben aktuell etwa 25 Prozent selbst ausgebildete Profis unter Vertrag. „Das ist möglich – und unser Anspruch“, untermauert Schwegler.

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Der Vodcast streift auch persönliche Stationen: Australien als spätes Abenteuer, Scouting beim FC Bayern, Management-Erfahrungen in Hoffenheim sowie Trainer, die ihn geprägt haben: „Von jedem habe ich etwas mitgenommen. Selbst der, der mich in der Jugend gar nicht wollte.“ Besonders bleibt Schwegler Jupp Heynckes in Erinnerung, „der sich Jahre später noch an die Namen meiner Eltern erinnert hat.“

Wie als Adlerträger zwischen 2009 und 2014 übernimmt Schwegler erneut Verantwortung. Ohne Stollen und Stutzen, dafür mit Herz und Haltung. Nicht laut, nicht vordergründig, aber immer da, wo er gebraucht wird. So wie einst bei der Nati: „Ich hätte vielleicht ein paar Länderspiele mehr machen können – aber mir war immer wichtig, Teil eines funktionierenden Ganzen zu sein.“

Zum Abschluss bleibt die Hoffnung auf einen erfolgreichen Saisonendspurt – und ein kleines Versprechen: „Das mit der Klimmzug-Wette? Im Juli sehen wir weiter…“