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03.10.2020
Fans

„Mein Herz schlägt ortsunabhängig für die Eintracht“

Daniel Vahle (48) ist seit über 30 Jahren treuer Eintracht-Fan. Die deutsche Wiedervereinigung bescherte ihm die Zusammenführung mit seinem Herzensverein.

Daniel, wie bist du als Bürger in der DDR Eintracht-Fan geworden?
Das fragen sich bestimmt viele, für mich war das damals tatsächlich eine klare Sache. Meine Familie hatte Verwandtschaft in Hessen, genauer gesagt in der Nähe von Schwalmstadt. Der Kontakt dorthin war schon immer gut, die Eintracht war ein Thema. Doch den Ausschlag gab letztendlich das Emblem: Der Adler ist mir sofort ins Auge gestochen. Daraufhin habe ich mich mehr und mehr mit der Eintracht auseinandergesetzt und mich mitreißen lassen. Die Spielweise, die Trikots, die Atmosphäre bei den Spielen waren schon damals etwas ganz Besonderes. Ende der 80er Jahre war ich dann bereits glühender Fan.

Wie sah das Leben als Fan in der DDR konkret aus?
Bis zur Wiedervereinigung bestand mein Fanleben vor allem darin, die Spiele im westdeutschen Fernsehen zu verfolgen oder die Konferenz im Radio zu hören. Das ging auch problemlos. Nach außen hin konnte ich meine Leidenschaft natürlich nicht so ausleben, da musste man schon vorsichtig sein. Aber dieses Schicksal teilten viele andere in der DDR mit mir, die ebenfalls westdeutschen Vereinen die Daumen drückten. Ich habe mich damals wie heute einfach gefreut, jedes Wochenende mit der Eintracht mitzufiebern. Außerdem hatten wir in der DDR die fuwo, die neue Fußballwoche, sozusagen das Äquivalent zum kicker im Westen. Dort stand hin und wieder auch eine kleine Randnotiz zur Eintracht.

Das heißt, dein Umfeld hat positiv darauf reagiert?
Gebürtig komme ich aus Altenburg in Thüringen und viele meiner Freunde waren Fans von Vereinen aus dem Westen. Die meisten waren Anhänger vom FC Bayern München, einige aber auch von Borussia Dortmund, dem Hamburger SV oder Schalke 04. Da war ich mit der Eintracht schon etwas Besonderes, aber mittlerweile gibt es sowohl in Altenburg als auch Sachsen viele Fans der Eintracht.

Die Wiedervereinigung hat mir meinen Traum ermöglicht, die Eintracht spielen zu sehen.

Daniel Vahle

Wer war oder ist dein Lieblingsspieler?
Der Mann mit dem tödlichen Pass: Uwe Bein. Mein Trikot aus den Neunzigern habe ich immer noch. Darauf haben mich auch schon einige angesprochen und wollten es mir abkaufen, aber das gebe ich niemals her (lacht).

Wie hat sich deine Beziehung zum Verein seit der Wiedervereinigung verändert?
Die Wiedervereinigung hat mir meinen Traum ermöglicht, die Eintracht spielen zu sehen, meine Idole wie Uwe Bein hautnah zu erleben und die Atmosphäre bei Heimspielen am eigenen Leib zu erfahren. Das  hat meine Identifikation mit dem Verein noch weiter vorangetrieben und mir eine neue Dimension des Austauschs mit anderen Fans ermöglicht. Natürlich hat sich auch der Fußball an sich verändert, ist familienfreundlicher geworden, aber die Sehnsucht nach Erfolgen ist die gleiche.

Kannst du dich noch an dein erstes Eintracht-Spiel erinnern?
Und ob! Das war am 13. August 1991 in Dresden. Es waren gerade einmal  um die 100 Fans im Stadion gegen Dynamo Dresden, weil der Spieltag an einem Dienstag war – aber ich war einfach mitten drin. Zum ersten Mal habe ich mich bewusst als wirklicher Teil von Eintracht Frankfurt gefühlt, auch wenn wir 1:2 verloren haben. Das Ergebnis war für mich dann fast nebensächlich. Wenn ich dieses Gefühl beschreiben müsste, dann eine Mischung aus Stolz und Freude. Mein letztes Heimspiel habe ich im Februar 2020 gesehen: Das war der 3:1 Sieg gegen Leipzig im Achtelfinale des DFB-Pokalspiels.

Mein Leben wäre ohne die Eintracht um eine große Liebe ärmer.

Daniel Vahle

Was hat dich letztlich dazu gebracht, Eintracht-Mitglied zu werden?
Nach dem Abstieg 2011 dachte ich mir: Jetzt erst recht! Fan war ich die ganzen Jahre über, aber die Mitgliedschaft war mir persönlich nochmal wichtig, um meine Verbundenheit auszudrücken, denn mein Herz schlägt ortsunabhängig für die Eintracht. Seit 2017 bin ich auch Dauerkartenbesitzer und versuche, so viele Spiele wie möglich zu sehen.

Dein persönlich schönster Moment mit der Eintracht?
Der Pokalsieg 1988 gegen den VfL Bochum war definitiv ein toller Moment für mich, auch wenn ich das natürlich nicht im Stadion erleben konnte. Außerdem die Relegation gegen Nürnberg, als wir das 1:0 im Rückspiel geschossen haben, da hat das Stadion gebebt. Das war der längste Jubel, den ich je erlebt habe. Im Laufe der Zeit sammeln sich diese besonderen Erinnerungen. Dazu zählen der Besuch im Trainingslager in Südtirol 2018, als ich mit Adi Hütter sprechen konnte, der DFB-Pokalsieg 2018 oder auch das Auswärtsspiel gegen Maccabi Tel Aviv 2013 in der Europa League, das war eine ganz besondere Reise.

Was wäre dein Leben ohne die Eintracht?
Mein Leben wäre ohne die Eintracht um eine große Liebe ärmer.