Die Stadt Neapel und die SSC: Im Leben von Maurizio Gaudino, Sohn italienischer Gastarbeiter aus Süditalien und entsprechend mit der Region eng verbunden, stetige Begleiter. Nun, vor den Königsklasseduellen der Eintracht, Gaudinos einstiger Verein, mit Napoli schlugen zwei Herzen in der Brust des Mittelfeldspielers. Bereits vor dem Hinspiel in der UEFA Champions League gegen die Gli Azzurri sprach der 56-Jährige im Interview auf eintracht.de und war als Experte zu Gast in der Matchday Show.
In der 55. Folge des Klub-Podcast „Eintracht vom Main“ redet Gaudino jetzt mit Matthias Thoma, Geschäftsführer des Eintracht Frankfurt Museums, über seine fußballerische Laufbahn, seine Zeit bei Eintracht Frankfurt sowie Europapokalbegegnungen mit der SSC Napoli. Und letztere erlebte er sowohl mit den Hessen als auch mit dem VfB Stuttgart.
Vor dem Hinspiel des UEFA-Cup-Finals 1989, das er mit dem VfB gegen die SSC bestritt, wurde Gaudinos Mutter, gebürtige Neapolitanerin, interviewt. „Sie wollte, dass ihr Sohn ein Tor schießt, aber Neapel gewinnt“, erzählt Gaudino und muss schmunzeln. „Daran sieht man, wie das Blut in den Adern der Neapolitaner fließt“, sagt er.
Meine Mutter war glücklich, mich hat das aber sehr traurig gemacht.
Maurizio Gaudino
Es kam schließlich so, wie seine Mutter es sich gewünscht hatte. „Der Fußball schreibt seine eigenen Geschichten“, sagt Gaudino, der die Stuttgarter in Führung schoss. Ein gewisser Diego Maradona traf jedoch später per Strafstoß und brachte Napoli damit auf die Siegerstraße. Das Hinspiel endete 2:1 zu Gunsten der SSC, das Rückspiel ging 3:3 aus. Die Italiener sicherten sich damit den bis heute einzigen internationalen Erfolg der Vereinsgeschichte. Gaudino ist ehrlich: „Meine Mutter war glücklich, mich hat das aber sehr traurig gemacht.“
An den Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1992 mit den Schwaben erinnert sich Gaudino gerne zurück, allen Frankfurtern blutete indes das Fanherz. Ein dramatisches Saisonfinale, in dem die Adlerträger den Kürzeren zogen. „Ich brauchte nach sechs Jahren VfB eine Luftveränderung. Klaus Toppmöller hat sich damals enorm für mich eingesetzt. Für mich war sofort klar: Ich will nach Frankfurt“, begründet der frühere Mittelfeldmann seinen anschließendenden Wechsel an den Main.
Bei der Eintracht fühlt sich Gaudino wohl
Hier fühlte sich der Deutsch-Italiener wohl. „Wir hatten Spaß und Freude mit dem Ball. Wir haben uns nicht als Bundesligaprofis gesehen, sondern als Straßenkicker“, beschreibt er jene Zeit. „Teilweise haben wir eineinhalb Stunden Eckchen gespielt – das war’s mit der Trainingseinheit. Keine Analyse. Nichts Taktisches. Das hat uns als Team zusammengeschweißt.“ Von Auswärtsspielen wie etwa in La Coruna und Moskau schwärmt Gaudino heute noch. Doch eines Tages begann die Stimmung zu kippen.
1994 traf die Eintracht im Achtelfinale des UEFA Cups auf... Richtig: die SSC Napoli. Zwischen Hin- und Rückspiel knallte es jedoch am Riederwald. Gaudino, Jay-Jay Okocha und Anthony Yeboah wurden von Trainer Jupp Heynckes suspendiert und verpassten das zweite Spiel. „Wir haben uns missverstanden und in der Ehre gekränkt gefühlt. Ich war trotzig“, unterstreicht Gaudino, der sich aber auch von der einsichtigen Seite zeigt: „Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich mit vielen Dingen anders umgegangen wäre.“
Übrigens: Aus Adlerperspektive endete alles gut. Die Eintracht bezwang die SSC und erreichte das Viertelfinale. Maurizio Gaudino kehrte nach Leihstationen in Manchester und Mexiko wieder zurück zum Team und hatte „mit die beste Zeit seiner Karriere“, wie er sich erinnert. Mehr über Gaudinos Laufbahn, Hintergründe und warum er sogar seine Hochzeitsreise für die Eintracht abbrach, gibt es in der 55. Folge „Eintracht vom Main“.
Jetzt reinhören!