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02.02.2024

Mit dem Eintracht-Fähnchen geboren

Seit 24 Jahren in Köln beheimatet, ist Martina Wolff im Herzen Frankfurterin geblieben. Oldschool Stadionatmosphäre, Lieblingsspieler und die rettende Flucht in die Küche – all das gibt’s im Auswärtsportrait.

Auf die Frage, seit wann sie Fan der Diva vom Main ist, muss Martina Wolff nicht lange überlegen: „Ich bin schon mit dem Eintracht Frankfurt-Fähnchen aus dem Mutterleib gekommen“, sagt sie mit einem Lachen. Für die 55-Jährige, die in der Stadt im Herzen von Europa aufwuchs, gab es nie einen anderen Verein. „Am Wochenende lief bei uns um 18 Uhr immer die Sportschau“, erinnert sie sich. „Da war klar, welches Team ich gewinnen sehen will.“

Auch die Tatsache, dass Martina Frankfurt als Lebensmittelpunkt vor 24 Jahren den Rücken gekehrt hat und seitdem gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin in Köln lebt, tut ihrem Fandasein keinen Abbruch. „Mit der Eintracht erlebt man immer etwas“, fasst sie die tief verwurzelte Faszination für ihren Herzensklub zusammen. Eins habe sich über die Jahre jedoch verändert: In Sachen Emotionen sei sie ein wenig abgeklärter geworden. „Natürlich rege ich mich noch über einige Dinge auf“, beschreibt Martina ihr Zuschauerverhalten vor dem Fernseher. „Aber im Gegensatz zu früher sorgen Enttäuschungen bei mir nicht mehr für Weltuntergangsstimmung.“ Und wenn die Ereignisse auf dem Bildschirm doch zu dramatisch werden, flüchtet sie für ein paar Minuten in die angrenzende Küche.

Am Ort des Geschehens

Wenn sie die Spiele der Eintracht nicht vom Sofa aus verfolgt, trifft man Martina auf der Tribüne an. Früher oft auswärts in den Stadien der Zweitligakonkurrenz, heute ab und zu im Deutsche Bank Park oder im Stadion des 1. FC Köln, das unweit ihres Wohnortes liegt. Begleitet wird sie dabei häufig von ihrer Lebensgefährtin, einem bekennenden Fan der Geißböcke. „An Tagen, an denen die Eintracht gegen den FC spielt, reden wir nicht viel über Fußball“, erzählt Martina.

Die Anhängerin der Adlerträger blickt auf eine Vielzahl an Stadionbesuchen in verschiedenen Phasen der Frankfurter Vereinsgeschichte zurück – und weiß klare Unterschiede zu benennen: „Früher war es etwas Besonderes, ein Spiel in Gänze sehen zu können“, erinnert sie sich. „Im Fernsehen wurden nur maximal fünf zusammengeschnittene Minuten gezeigt, vor Ort bekam man plötzlich die vollen 90 Minuten zu sehen. Außerdem herrschte damals noch diese oldschool Stadionatmosphäre. Viele Leute hatten ihre eigenen Getränke dabei, seine Bratwurst hat man sich am Schwenkgrill in einem kleinen, runden Häuschen geholt. Alles war gemütlicher, es war weniger los.“ Dagegen sei heute vieles durchgetakteter, findet Martina.

Holprige Zeiten und internationaler Glanz

Besonders mit ihren Frankfurtern mitgelitten hat sie in der Saison 2010/11. Damals, in der „Rückrunde der Schande“, stürzte die Eintracht nach einem siebten Platz zur Winterpause unerwartet in den Tabellenkeller ab und trat am Saisonende den Weg in die 2. Bundesliga an. „Das war unsere allerschlimmste Saison“, erinnert sich Martina. In der aktuellen Zeit gibt es zum Glück nichts vergleichbar Schlimmes – sowohl die Männer als auch die Frauen gehen national wie international erfolgreiche Wege. Einen Lieblingsspieler zu benennen, fällt da schwer. „Kevin Trapp ist für mich einer der besten Torhüter Deutschlands, ich schaue aber auch Sebastian Rode oder Omar Marmoush gerne zu. Irgendwie mag ich sie alle.“ Bei den Frauen ist die Antwort eindeutig: „Definitiv Sara Doorsoun.“

Für die Zukunft von Eintracht Frankfurt erhofft sich Martina einen positiven Fortgang der sportlichen Entwicklung. „Ich hoffe, dass wir uns dauerhaft oben einnisten und dadurch weiter an internationalen Wettbewerben teilnehmen können“, sagt sie – denn für die 55-Jährige haben Spiele auf europäischem Parkett eine besondere Bedeutung: „Einerseits kann man durch die Aufeinandertreffen mit den Topklubs des Kontinents schauen, wo man selbst international steht. Auf der anderen Seite bietet sich die Möglichkeit, die Fankulturen anderer Vereine genauer unter die Lupe zu nehmen. Welche Choreografien haben sie? Wie ist die Atmosphäre in ihren Stadien? Das zu beobachten, finde ich immer wieder spannend.“