zaehlpixelzaehlpixel
14.09.2021
Fanabteilung

„Ohne Fanabteilung gibt es keinen Peter Fischer“

Mit etwas Verspätung feierten Wegbegleiter auf Initiative der Gründungsgruppe der Fanabteilung den runden Geburtstag, der geprägt war von Anekdoten aus der Vergangenheit und 20 Jahren Abteilungsgeschichte.

Viele Protagonisten von damals waren gekommen: Das Gründungsteam um Guido Derckum und Axel Hellmann, heutiger Vorstandssprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG, ebenso wie Präsident Peter Fischer oder Klaus Lötzbeier, Vizepräsident von Eintracht Frankfurt im Jahr 2000. Im Zeichen des Adlers am Eisernen Steg, auf dem Bootshaus Frau Rauscher, wurde die Gründungsgeschichte mit etwa drei Dutzend Gästen neu erlebt. Bei Äppelwoi und Grie Soß entwickelte sich ein fröhlicher Abend, der für alle Gäste teilweise alte, aber auch neue Anekdoten bereithielt. Denn trotz unterschiedlich eingeschlagener Lebenswege eint alle Gründungsmitglieder die Einsicht, dass durch die Gründung der Fanabteilung ein wichtiger Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung von Eintracht Frankfurt gelegt worden ist. Eine Entwicklung, die wohl alle Gründungsmitglieder im Jahr 2000 sofort unterschrieben hätten.

Wir kamen zu der Erkenntnis, dass wir eine eigene Abteilung brauchen, bei der wir Know-How einbringen können und Eintracht Frankfurt zukunftsfähig machen.

Guido Derckum

Denn das Jahr 2000 war ein schweres für Eintracht Frankfurt, der Verein lag sportlich sowie wirtschaftlich am Boden. Engagierte Eintracht-Fans fanden sich schon vorher zusammen, die dann später die „Gründungsgruppe Fanabteilung“ bilden sollten. Die Idee dazu entstand auf einer der vielen Auswärtsfahrten durch die Republik: „Im Zug saß ich mit Andreas Hornung zusammen und wir kamen zu der Erkenntnis, dass wir eine eigene Abteilung brauchen, bei der wir Know-How einbringen können und Eintracht Frankfurt zukunftsfähig machen“, beschreibt Guido Derckum, erster Abteilungsleiter, die Gründungsidee. Ein steiniger Weg begann, der in der Gründungsversammlung der Fanabteilung am 11. Dezember 2000 in der Licher Lounge am Waldstadion seinen Abschluss finden sollte.

Widerstände im Verein

Denn die Gruppe musste von Anfang an gegen die Widerstände der Gremien im Verein ankämpfen. Axel Hellmann kann sich noch bestens an den Moment erinnern, wo er die Idee der eigenen Abteilung den Gremien des Vereins vorgestellt hat: „Im Konfirmandenanzug bin ich dort aufgetaucht und habe meine Visionen vorgestellt. Mit Guido Derckum haben wir alle Hebel in Bewegung setzen wollen und blanken Hohn zurückbekommen.“ Die Gründungsgruppe hatte mit Vorurteilen zu kämpfen, die sich in einem schlechten Bild von Fußballfans manifestierten. Im Verein mussten erste Kontakte geknüpft werden, um die Gremien nach und nach von der Idee überzeugen zu können. Diese wurden mit Klaus Lötzbeier und Reinhard Gödel, damals Mitglied im Verwaltungsrat, gefunden: „Ich habe schnell gemerkt, dass da fähige und kompetente junge Menschen am Werk sind, die was verändern wollen. Aber die einhellige Meinung war: Wenn die Fanabteilung kommt, dann übernehmen die den Verein“, beschreibt Reinhard Gödel die damalige Stimmung. Doch die Gründungsgruppe wollte nicht aufgeben und blieb am Ball. Allen voran Axel Hellmann, damals Sprecher der Gruppe, kündigte einen „Marsch durch die Institutionen“ an.

Schöne Aussicht als Wendepunkt

Eine wichtige Rolle bei der Gründung der Fanabteilung nimmt die Gaststätte Schöne Aussicht in Frankfurt/Bergen ein, die damals als Anlaufpunkt für die Sitzungen der Gremien von Eintracht Frankfurt diente. „Die Eintracht hatte zur damaligen Zeit einfach keinen Raum, wo mehr als zehn Leute Platz gefunden hätten“, beschreibt Andreas Hornung, Gründungsmitglied der Fanabteilung, die Zustände am Riederwald. Der Zeitgeist, er war ein anderer. Daran erinnert sich auch Präsident Peter Fischer zurück, der die Fanabteilung von Beginn an unterstützte: „Der besondere Geruch des Riederwalds, die quietschenden Türen, ein runder Tisch und eine große Kanne Kaffee. Das reichte, dann wurde gestritten und debattiert.“ Dennoch traf sich die Gründungsgruppe auch regelmäßig in der Schönen Aussicht. Bei der entscheidenden Sitzung zur Aufnahme als 13. Abteilung von Eintracht Frankfurt saß die Gruppe im Nebenraum, während die Gremien über die Fanabteilung abstimmten. Die üblichen Vorurteile kamen auf den Tisch, ehe Peter Fischer ein Machtwort sprach: „Ohne die Fanabteilung gibt es keinen Peter Fischer. Entweder wir nehmen diese heute auf, oder ihr könnt euch einen neuen Präsidenten suchen.“ Die Gründung der Fanabteilung war besiegelt, doch einen kleinen Kompromiss mussten alle Beteiligten eingehen. Aus der Fanabteilung wurde die Fan- und Förderabteilung: „Der Name war uns damals doch völlig egal - hauptsache wir bekommen unsere eigene Abteilung, wir hatten unser Ziel erreicht.“, beschreibt Axel Hellmann den glücklichen Moment.

Schlüsselfigur des Gründungsprozesses war Guido Derckum, darüber sind sich bis heute alle Beteiligten einig. Er war Initiator der Kerngruppe, weshalb ihm Axel Hellmann dankbar ist: „Dank dir lieber Guido wurde der Grundstein gelegt für das, was uns heute auszeichnet. Es war deine Zeit, deine Energie, deine Lebenskraft und deine Initiative, die schlussendlich zur Gründung der Fanabteilung geführt hat.“ Die Erinnerung an die gemeinsame Zeit bleibt allen Beteiligten weiterhin in Erinnerung, das zeigen Abende wie diese. Denn es war der richtige Zeitpunkt, um notwendige Veränderungen anzustoßen. Bereits zwei Jahre nach Gründung, im Jahr 2002, schwebte der Lizenzentzug wie ein Damoklesschwert über dem Verein. Axel Hellmann habe in jenem Sommer auf den Plastikstühlen am Riederwald gesessen und philosophiert, wie wichtige Einrichtungsgegenstände vor der Insolvenzmasse gerettet werden könnten. Doch die Fanabteilung war bereits institutionell im Verein verankert und konnte wichtige Reformen anstoßen, die Eintracht Frankfurt fortan prägend sollte. „Wichtig ist, liebe Gründungsgruppe, dass wir die Entwicklung, die ihr damals begonnen habt und der wir euch zutiefst dankbar sind, auch in der Zukunft kontinuierlich weiterführen werden. Ohne euch würde Eintracht Frankfurt heute nicht da stehen, wo wir sind“, zeigt sich der neugewählte Abteilungsleiter Andreas Mechler verbunden.