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12.01.2024
Fanabteilung

Rational nicht erklärbar

Der Heidelberger Joshua Majer-Lauterbach hat seine Wahlheimat mittlerweile in Leipzig gefunden. Das Auswärtsportrait erzählt von dramatischen Stadionerlebnissen und einem ganz besonderen Gemeinschaftsgefühl.

Das erste Mal stand Joshua Majer-Lauterbach im Jahr 2004 mit acht Jahren im Frankfurter Waldstadion und saugte die ganz eigene Atmosphäre des Fußballtempels in sich auf. Trotz der enttäuschenden 0:1-Niederlage gegen den SV Werder Bremen hat er dieses Erlebnis, das er mit seinem Vater und seinem Bruder teilte, in guter Erinnerung – denn hier nahm die langjährige, tiefe Verbundenheit mit der Diva vom Main ihren Anfang.  

Seitdem sind 20 Jahre vergangen. Joshua, der in Heidelberg aufwuchs, wurde Zeuge von zahlreichen Höhen und Tiefen der Eintrachtgeschichte, die ihn über die Jahre immer enger an den Verein banden. Noch zu Schulzeiten wühlten ihn Abstiege emotional auf, später feierte er in Karlsruhe gemeinsam mit mehr als zehntausend Eintrachtler:innen den Wiederaufstieg in der Saison 2011/12. Nach dem Studium wurde Leipzig zur neuen Heimat des heute 28-Jährigen, seit vier Jahren lebt und arbeitet er in der sächsischen Großstadt. Etwa drei bis vier Mal im Jahr zieht es ihn zu Heimspielen an den Main, alle anderen Spiele verfolgt er je nach Fülle des Terminkalenders am Fernseher oder über den Liveticker – und erinnert sich zufrieden an die positive Entwicklung seit 2012: „In den vergangenen Jahren durften wir zum Glück viel Schönes erleben“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Gemeinsam durch gute und schlechte Zeiten

In diese Phase fällt auch das Europa-League-Rückspiel gegen den FC Porto. Fragt man Joshua nach seinen einprägsamsten Stadionerinnerungen, kommt ihm als erstes die hochdramatische Begegnung mit dem portugiesischen Erstligisten in den Sinn. Von den Rängen aus beobachtete er im Jahr 2014, wie die Frankfurter zunächst in Führung gingen, von zwei Kopfbällen des Porto-Verteidigers Eliaquim Mangala jedoch gnadenlos auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden. Auch ein Treffer von Alexander Meier verhinderte das internationale Aus nicht mehr: In der 86. Minute egalisierten die Portugiesen den Spielstand erneut. „Trotz des Ausscheidens war die Stimmung extrem gut“, beschreibt Joshua die Bilder, die beim Gedanken an die Minuten nach dem Abpfiff in seinem Kopf entstehen. „Wie das Team im Anschluss gefeiert wurde – das war etwas Besonderes.“

Auf der Tribüne teilt man Freud und Leid.

Joshua Majer-Lauterbach

Fan von Eintracht Frankfurt zu sein, geht für Joshua mit einem großen Gemeinschaftsgefühl einher. „Die von Frankfurt gelebte Vereinskultur verbindet einen mit Menschen, mit denen man abseits des Fußballs vielleicht nichts zu tun hätte“, sagt er. „Auf der Tribüne teilt man mit ihnen Freud und Leid.“ Und auch weit jenseits der Grenzen des eigenen Landes bildet die Liebe zu den Adlerträgern einen Berührungspunkt mit Mitmenschen: Erst im zurückliegenden Jahr kam Joshua im Urlaub in Costa Rica mit jemandem ins Gespräch, der ihn wegen seines Frankfurt-Trikots angesprochen hatte.

Haltung bewahren

Weshalb der Funke damals im Waldstadion so schnell übergesprungen ist, weiß Joshua nicht. „Rational kann man ja nie richtig erklären, warum man Anhänger eines bestimmten Vereins ist“, meint er. Ganz sicher spielt für ihn aber die klare Haltung eine Rolle, die die Eintracht im gesellschaftspolitischen Kontext einnimmt. „Seit ich klein bin, spiele und verfolge ich Fußball“, erklärt der 28-Jährige sein Verhältnis zum runden Leder. „Natürlich entwickelt man sich über die Jahre und blickt nun teilweise kritischer auf den Profifußball. Unabhängig davon steht die Eintracht aber für gewisse Werte ein. Gerade in der aktuellen Zeit ist es wichtig, dass diese Haltung sowohl im Verein als auch in der Kurve weiter bestehen bleibt.“