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12.04.2022
Fans

„So was haben die Barceloner noch nie erlebt“

Seit 25 Jahren lebt Eintracht-Mitglied Pierre Mallmann in Barcelona und weiß deshalb, was die SGE am Donnerstag im Camp Nou in Sachen Fankultur, Lautstärke und Atmosphäre erwartet.

„Die Leute versuchen so langsam, Eintracht Frankfurt auszusprechen“, erzählt Pierre Mallmann von seinen Beobachtungen aus den letzten Tagen. Vier Tage sind mittlerweile seit dem 1:1-Hinspiel der Eintracht gegen den FC Barcelona vergangen. Ein Spiel, das nicht nur in Frankfurt, sondern auch in Spanien seine Spuren hinterlassen hat. „Die meisten wussten vorher nicht einmal, wo auf der Landkarte Frankfurt eigentlich liegt“, berichtet der 59-Jährige und ergänzt: „Jetzt kennt jeder hier unseren Namen.“

Seit mittlerweile 25 Jahren lebt Mallmann als Eintracht-Mitglied in der spanischen Hafenstadt und hat in dieser Zeit den Stolz der Stadt, den FC Barcelona, ziemlich gut kennengelernt. „Es ist wirklich erstaunlich, wie die Katalanen mit ihrem Verein in einer Blase leben“, berichtet er, denn die Katalanen spielen zwar ständig im internationalen Wettbewerb, auf die Weltkarte oder ihre Gegner schauten sie aber selten. Dass man sich im Viertelfinale etwas schonen könne und alles schon laufe, sei entsprechend vor dem Hinspiel die allgemeine Stimmung unter den Barça-Fans gewesen. Doch das habe sich nach dem 1:1 geändert: „Sie haben gemerkt, dass David Goliath tatsächlich ärgern kann, dieser Kampf hat sie schon beeindruckt.“

Vom Steak mit „Grabi“ nach Spanien

Für den 59-Jährigen ist das Viertelfinalrückspiel der Europa League am kommenden Donnerstag nun ein echter Traum, der in Erfüllung geht. „Seit 25 Jahren wünsche ich mir, die Eintracht mal hier gegen Barcelona spielen sehen zu können“, erzählt der gebürtige Wiesbadener, der die Liebe zur Eintracht sozusagen in die Wiege gelegt bekommen hat. Sein Großvater spielte bei Biebrich 02, jenem Verein, für den auch Jürgen Grabowski vor seinem Wechsel zur Eintracht auflief. „Bei meinem Großvater gab es in der Mosbach Klause die besten Rumpsteaks südlich von Wiesbaden, da hat auch Grabi ab und zu vorbeigeschaut. Einmal habe ich ihm als Kind sogar ein Bier oder einen Äppler an den Tisch gebracht – was genau es war, weiß ich leider nicht mehr.“ An den Wochenenden sei es für ihn immer ab in die S-Bahn und für fünf Mark in den G-Block. Bei den großen Momenten der Eintracht-Geschichte war Mallmann immer live dabei – egal ob das Abschiedsspiel von Jürgen Grabowski, das Sitzkopfballtor von Hölzenbein oder das Okocha-Solo.

Als es für ihn 1997 der Liebe wegen nach Barcelona ging, ließ er seine Eintracht-Liebe natürlich nicht hinter sich. „Ich mag jetzt in der Stadt wohnen, die den besten Fußball spielt, aber wenn man seit der Kindheit Eintracht-Fan ist, dann ist das in der DNA verankert.“ Höchstens ein Spiel habe er in den vergangenen zehn Jahren verpasst, bis heute sei er etwa acht Mal pro Saison im Deutsche Bank Park vor Ort, den Rest schaue er im Fernsehen. Als Mitglied des Biebricher Fanclubs „Gibber on Tour“ sei er auch international, egal ob Porto, Mailand oder Rom, stets dabei gewesen. „Seit der Kindheit gehe ich immer zusammen mit einem Freund aus Wiesbaden zu den Spielen – wir waren 1988 schon gemeinsam in Berlin und haben auch das Pokalfinale 2018 dort gesehen.“ Keine Frage, dass die beiden auch am Donnerstag das Spiel gemeinsam von den Rängen des Camp Nou verfolgen werden.

„Man wird uns definitiv hören“

Was die Eintracht-Fans dort in Sachen Atmosphäre und Stimmung erwarten wird, davon hat Mallmann eine ganz gute Vorstellung. „Als ich vor 25 Jahren herkam, hat man während des Spiels nur das Rascheln der Aluminiumfolie gehört, wenn die Leute ihre Brötchen ausgepackt haben“, berichtet er. 90 Minuten anfeuern und singen, das gäbe es im Camp Nou nicht. „Etwa 20 Prozent der Besucher sind zwischen 70 und 90 Jahren alt, viele von ihnen bringen auch heute noch ein Radio mit ins Stadion, das sie sich während des Spiels ans Ohr halten.“ Begeisterung gäbe es bei der Hymne und bei einem sehenswerten Spielzug, ansonsten seien die Fans eben da, um Fußball zu schauen. „Was die Leute hier gar nicht verstehen, ist dass wir unser Team auch nach einer Niederlage feiern können. Wenn Barça schlecht spielt, dann sind sie enttäuscht. Sie erwarten, dass ihre Mannschaft gut spielt. So etwas wie in Frankfurt haben sie noch nie erlebt.“

Es wird ein Spektakel für alle Eintracht-Fans in einer tollen Stadt, das wir nicht vergessen werden.

Pierre Mallmann, Eintracht-Mitglied aus Barcelona

Statt ihre Vereinsliebe nach außen zu tragen, stecke diese bei den Spaniern vielmehr im Innern. „Barça ist für viele eine Selbstverständlichkeit im Alltag. An einem Spieltag trägt jeder ein Trikot, selbst die Verkäuferin im Supermarkt.“  Seit einigen Jahren gebe es zwar ein paar Ultras, in Sachen Stimmung brauchten sich die SGE-Fans aber für Donnerstag definitiv keine Sorgen zu machen. „Es werden rund 600 Leute hinter den beiden Toren stehen, die etwas Stimmung machen, ansonsten wird man von den Barcelonern nicht viel hören.“ Auch wenn das Stadion ausverkauft sein wird, sieht Mallmann die Unterstützung der rund 15.000 Frankfurter vor Ort als eine der größten Vorteile der SGE. „Man wird uns definitiv hören und erleben, die Barça-Fans werden staunen.“ Was genau für die Eintracht im Rückspiel drin ist, darauf will er sich nicht festlegen. Eines sei aber sicher: „Es wird ein Spektakel für alle Eintracht-Fans in einer tollen Stadt, das wir nicht vergessen werden.“