Mit Entsetzen und Fassungslosigkeit blicken wir zurück auf einen schwarzen Tag für Eintracht Frankfurt. Die dringlichste Frage lautet: Wie konnte es geschehen, dass die Situation dermaßen eskalierte und eine bei einem Heimspiel unserer Eintracht nie dagewesene Vielzahl an Verletzten entstand? Gerade mit Blick auf unbeteiligte Kinder, Frauen und Ältere empfinden wir Wut und Ärger.
Wir müssen daher über diesen Polizeieinsatz und die Frage der Verhältnismäßigkeit reden, denn nach Auswertung sehr vieler Erfahrungsberichte bestehen erhebliche Zweifel, dass dieser einer Verhältnismäßigkeitsprüfung standhalten kann. Das „Wie“, also die Wahl der Mittel, Einsatzplanung im Voraus sowie Dauer und Intensität des Einsatzes muss von einer unabhängigen Stelle aufgearbeitet werden, genauso wie die anderen vielfach kritisierten massiven Polizeieinsätze bei bundesweiten Fußballspielen in den letzten Wochen.
Wir müssen jedoch auch selbstkritisch darüber reden, was den Einsatz ausgelöst hat, denn mittlerweile wissen wir, dass es tätliche Angriffe auf zivil gekleidetes Sicherheitspersonal der Eintracht gab. Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen, die am Blockeingang ihrem Job nachgehen, körperlich angegangen werden. Und auch das Ausmaß der Gewalt, mit der versucht wurde, die Polizei später wieder zu verdrängen, hat nichts als Schaden angerichtet.
Bei allen Freiheiten, die gerade rund um unseren Stehplatzbereich existieren und für deren Fortbestehen die Fanabteilung auch weiterhin einsteht, muss klar sein, dass das Hausrecht grundsätzlich bei Eintracht Frankfurt liegt. Nur wenn Ordner:innen der nötige Respekt entgegengebracht wird, kann die Kurve wieder das sein, was sie auch bislang war: ein sicherer Ort. Nur wenn Konflikte mit Ordnungspersonal oder untereinander gewaltfrei gelöst werden, können künftige Polizeieinsätze im Kurvenbereich verhindert werden. Über allem müssen zwei Dinge stehen: der Verein Eintracht Frankfurt und die Gesundheit aller Menschen im Stadion.
Alle berechtigte Wut und alles Entsetzen über das Vorgehen der Polizei dürfen einer kritischen Auseinandersetzung mit Fehlentwicklungen in den eigenen Reihen nicht im Wege stehen. Hier verhält es sich genauso, wie mit den kritikwürdigen Kollektivstrafen der UEFA: Allein dass man ungerechtfertigten Verbandsstrafen ausgesetzt ist, darf nicht dazu führen, dass jegliche Selbstkritik ausbleibt und Augenmaß und gutes Miteinander in der Eintracht-Familie verloren gehen.
Die Stimmung im Stadion am vergangenen Samstag war gespenstisch. Viele waren entsetzt über die Gewaltszenen, die massive Polizeipräsenz und vor allem die zahlreichen Verletzten. Es gibt wichtige Kritikpunkte, mit denen sich die Beteiligten in der Kurve auseinandersetzen müssen. Gleichwohl setzen wir auf das Verständnis aller, dass Fans keinen Support machen wollen, während draußen eine unüberblickbare Zahl an Verletzten notdürftig versorgt wird.
Bei aller Emotionalität und nachvollziehbarer Wut – sei es auf den Polizeieinsatz oder die Reaktion darauf - dürfen wir das große Ganze nicht aus den Augen verlieren: unseren Verein, der nur durch die Einzigartigkeit seiner Fans so weit kommen konnte.
Aus dieser Krise können wir nur zusammen oder geschwächt herauskommen. Es muss gelingen, in der kommenden Zeit nach innen geeint die bestehenden Probleme gemeinsam und konsequent anzugehen, während von außen massiver Druck ausgeübt wird. Hier werden Forderungen aufgestellt, deren Durchsetzung das Ende oder zumindest eine starke Beschränkung der einzigartigen Fankultur, die wir lieben und verteidigen, bedeuten würde. Es geht also um sehr, sehr viel für Eintracht Frankfurt in den kommenden Wochen.
Abschließend gilt ein besonderer Dank allen Fans, Rettungskräften und Catering-Angestellten, die sich um die Verletzten gekümmert haben. Ihr habt inmitten des Chaos schnell, furchtlos und mit klarem Kopf reagiert und noch Schlimmeres verhindert. Danke.
Der Vorstand der Fan- und Förderabteilung